… ja den Tag morgen will ich, wie seit 8 Jahren jedes Jahr aus dem Kalender streichen. Morgen ist mein ganz persönlicher Trauertag, ich weiss, es ist Chanukkah, ich weiss es ist schon 8 Jahre her, ich weiss es war vielleicht das Beste, aber das ändert nichts daran… ich bin traurig, wenn ich nur daran denke. Niemand und nichts kann das ändern, vieles kann man verdrängen, mit dem hier muss ich leben.
Ja morgen vor 8 Jahren, 12 Tage vor Yorams Geburt hat mein Vater sel.A. uns verlassen, mich verlassen. Ich weiss es ist eigensinnig von mir, aber ich vermisse ihn immer noch so sehr, vielleicht auch deshalb weil ich nicht die Chance bekommen habe, mich von ihm zu verabschieden, nicht als er im Koma lag und nicht bei der Beerdigung (wobei das wohl besser war). Nun lebt niemand mehr von Vaters Seite, der uns nahe steht, ja ausser mein Bruder und ich und meine Kinder, von denen Yoram kurioserweise ihm sehr ähnlich sieht und ist.
Mein Vater war ein unmöglich liebenswerter fantasievoller kluger Brummbär. Der alles konnte und wusste, wirklich. Er konnte zum Beispiel fast jedes Instrument spielen, ohne je eine Note zu können. Er diskutierte mit seiner genauso verrückten Tochter Nächte lang über Gott und die Welt. Er baute die kuriosesten Flugmodelle und war mit uns Kinder stundenlang im Fotolabor um Gräser abzulichten. Er war mit mir auf Skilangtouren und hat mir Prag gezeigt und von Rabbi Löv erzählt. Er war wie seine Tochter ein Dickkopf mit viel Fantasie. Er hat ein wunderbares Exlibris gezaubert, er hat Ausstellungen mit seinen Münzen gemacht, er hat Kindern Biologie lebendig beigebracht. Ach ich könnte noch so viel schreiben.
Eins konnte er nicht oder wollte er nicht, all das verstehen, was nach 1989 kam, dieses Konsumdenken, dieses Nebeneinanderher und wer ist der Grösste- Denken. Und das hat ihn auch dazu gebracht, dass er schon mit 59 Jahren von uns ging. …….. Ich vermisse ihn so, ich hätte ihm so viel zu sagen… zu zeigen.
Und ich habe doch so viel Glück auf Erden, ja Vater, ich hab sogar eine Reinkarnation von Dir als Mann bekommen und bin so froh, dass Du noch bei der Hochzeit mit sein konntest und das Deine Freudentränen damals meinem Glück galten. Ich liebe Dich!
Dienstag, 19. Dezember 2006 at 12:11
liebe anneka,
streiche diesen tag nicht sondern halte ihn ganz fest. er erzählt dir von der liebe und der verbundenheit die zwischen euch war und immer noch ist. der schmerz ist die eine seite, die erinnerungen und der spaß am dickkopf sein und so vieles mehr begleiten dich immer, nur ist es nicht immer so bewußt. ich bin froh für dich, dass du das in deinem leben hast.
Dienstag, 19. Dezember 2006 at 19:30
B“H
Anneka, ich kann mich dem oberen Kommentar nur anschliessen.
Miriam
Dienstag, 19. Dezember 2006 at 20:42
Ich wäre froh, mich an solch einen Vater erinnern zu können!
Dienstag, 19. Dezember 2006 at 21:36
Huhu Anneka, ich nehm‘ dich in Gedanken mal ganz lieb in den Arm. Wir müssen dankbar sein für die gemeinsame Zeit, die wir mit unseren Lieben verbringen dürfen und geduldig ertragen, wenn sie von uns gehen. Ich wünsche dir, dass du den Tag morgen gut überstehst, alles Liebe, Amouna.
Dienstag, 19. Dezember 2006 at 22:34
Danke für Eure lieben Worte, er war wirklich ein wunderbarer liebenswert nichtimmer leichtzunehmender Dickkopf (das habe ich glaub ich von ihm direkt gerbt)… ich weiss er bleibt mir für immer, aber er fehlt mir halt oft, besonders wenn ich merke das eines der Kinder dies oder das geerbt hat oder hochwichtige Sachen passieren oder wie gerade letzte Woche das ich Museumskunde studieren darf und ich weiss, genau das hätt er sich für mich gewünscht.Nun hab ich gerade mit den grossen Mädchen (die heute abend da waren) die Jahrzeitkerze angezündet und sie wird auch morgen brennen.
Gute Nacht und alles Liebe Euch Eure Anneka
P.S. Chanukkahkerzenanzünden war heute was ganz besonderes da alle Kinder da waren und wir nur unsere prachtvollste Chanukkiah zum Leuchten brachten und es war so herrlich diese wuselnde Nachkommeschar die so verschieden sind und doch so gleich.
Mittwoch, 20. Dezember 2006 at 4:23
Nicht Abschied nehmen koennen ist schwer. Es bleibt so viel ungesagt.
So schwer dieser Tag morgen vielleicht sein wird, er ist ein Geschenk. Nur wer liebt kann trauern. Dein Vater ist bei Dir. In Euren Kindern, in Deinen Erinnerungen, er ist Teil von Dir und Deinem Leben. Das bleibt, auch wenn die von uns geliebten Menschen weitergehen, uns verlassen.
Ein Stein fuer Deinen Vater. Auch von uns, denn die Welt braucht sie so sehr, die ‚dickkoepfigen, liebenswerten Brummbaeren‘.
Alles Liebe,
Ringel
Mittwoch, 20. Dezember 2006 at 7:56
Liebe Anneka,
ich kann mich eigentlich nur anschliessen. Streiche den Tag nicht, sondern erlebe ihn ganz intensiv. Du hattest ein wunderbares Verhältnis zu deinem Vater, das ist ein grosses Geschenk. Die Erinnerungen nimmt dir keiner.
Ansonsten wollte ich dir noch sagen, dass ich mit dem Lesen gar nicht mitkomme. Wo findest du bloss all die Zeit und Ideen? Ich wünschte, ich hätte ein bisschen davon.
Ich wünsche euch ein paar schöne Tage in D! Und heute — sei nicht allzu traurig; freu dich an dem, was war!
Alles Liebe,
Jeanne
Mittwoch, 20. Dezember 2006 at 7:59
ich schließe mich einfach den bereits gesagten Worten an *liebguck* und drück Dich ganz lieb
Bini.
Donnerstag, 21. Dezember 2006 at 2:32
Liebe Anneka,
Trauer hat ihre eigene Zeit und wenn die Zeit reif ist, dann verwandelt sie sich in dankbare Erinnerungen, was nicht heißt, daß nicht auch da noch manchmal die Tränen fließen können. Immerhin entnehme ich Deinen Worten hier, daß Du viele gute Erinnerungen an Deinen Vater hast und das ist viel wert! Liebe Grüße!