….. wo ist der nachfolgende nun noch mal rausgeholte Witz antisemitisch? – Hier i Lund gibt es nämlich ein Seminar über Jüdischen Humor und für dieses wäre die Analyse dieses Witzes etwas sehr Interessantes. Ich würde dann Eure Kommentare mal an den Seminarleiter weitergeben, wenn das ok ist. Ihr könnt gerne auf englisch antworten. Danke . Der König auf dem Weg zur Sprachvorlesung
Hier der umstrittene Witz:
Five Jews change the way we see the world:
Moses: „the Law is everything.“
Jesus: „Love is everything.“
Marx: “ Money is everything.“
Freud: „Sex is everything.“
Einstein: „Everything is relative.“
- geklaut wurde er hier: http://www.judaica4all.de/catalog/info_pages.php?pages_id=3
- und das Seminar kann man in Lund im nächsten Semester studieren:
JDK 107 Judisk humor och kulturell identitet, 5 p (7,5 ECTS)
Judisk humor är vida spridd och älskad av många. Den överbeskyddande judiska mamman, den filosofiske Tevje i „Spelman på taket“ och Woody Allens neurotiska rollfigurer är bara några få karaktärer inom denna genre. Bra humor är ofta ytterst seriös, och en av premisserna för denna kurs är att judisk humor har en möjlighet att gestalta insikter som religionshistoria, sociologi och andra vetenskaper missar. Kursen „Judisk humor och judisk identitet“ blir därmed dels en introduktion till judisk kultur och judiskt tänkande, dels en studie av judisk identitet. Syftet är inte att försöka förstå judisk humor. Avsikten är snarare att låta judisk humor få oss att förstå judendomen, framför allt genom att utforska sambandet mellan judisk humor och judisk identitet. Med detta som utgångspunkt ska vi med hjälp av den judiska humorn försöka svara på en rad frågor som har med judisk kultur, tradition och identitet att göra.
Dienstag, 6. März 2007 at 13:59
Als erstes würde ich Deinen Seminarleiter fragen, was er so witzig an diesem Text findet. Und warum er ihn an seine Judaistik-Studenten weitergibt.
Der Witz ist ungemein stereotyp. Nach dem Lesen wissen wir mal wieder alles über die Juden: sie sind gesetzestreu (das könnte ich auch negativ formulieren, aber Du wirst wissen, was ich meine), Jesus hat das einzige positive Attribut, nämlich die Liebe – was mir darauf hinzuweisen scheint, dass der Autor ein Christ ist, oder zumindest christlich geprägt zu sein scheint -, Marx denkt nur ans Geld, Freud nur, wie alle Juden, nur an Sex, und Einstein ist ohnehin alles egal.
Was macht Antisemitismus u.a. aus? Das Transportieren von Stereotypen. In jenem Witz werden diverse Stereotypen von Juden transportiert.
Erschreckenderweise ist Dir das selbst nicht aufgefallen.
Mich wundert auch Deine Einstellung, dass, bloss weil der Witz von einer vermeintlich „jüdischen“ Seite stammt, Du ihn für integer hälst. Übernimmst Du alles so unkritisch, bloss weil „jüdisch“ draufsteht?
Dienstag, 6. März 2007 at 14:08
Hej hej, Du solltest richtig lesen der König (welcher meine bessere Hälfte ist) hat nichts geschrieben davon ob dieser Witz im Seminar behandelt wird oder nicht. Bis jetzt nicht aber man könnte ihn ja dann mal anbringen, villeicht ja auch als schlechtes Beispiel oder wie Du behauptest antsemitisches Beispiel. leider ist das Seminar erst wieder im Herbstsemester. Und ich habe ihn schon bei Judaica gefunden aber ich habe ihn auch schon woanders gelesen. Jaja nicht überall wo das eine draufsteht ist auch das was draufsteht drin. Im übrigen finde ich ihn absolut nicht antsemitisch. Mehr dazu vielleicht spåter, ich muss immer noch über ein Gestez über die Bewahrung von Museums“schätzen“ schreiben und das muss noch fertig werden auf diesm Minicomputer.
Dienstag, 6. März 2007 at 14:37
HI, Mischpoke:
Ich könnte jetzt nicht so sagen, dass ich den
Witz antisemitsch finde. Bin niemand der große
Theorien über Witze macht. Ich find ihn einfach
nicht besonders lustig, eher ein Schulterzucken.
Ich glaub ich verstehe ihn auch nicht so ganz.
Wo ich aber Schoschanna recht gebe ist, wenn mir
ein unbekannter diesen Witz erzählen würde, dann
würde ich mich schon fragen, was er mir damit
eigentlich sagen will.
Jakobo
Dienstag, 6. März 2007 at 14:51
Erstaunlich, dass Dich so gar eine Zweifel bezüglich des Witzes befallen…
Mir ist noch etwas eingefallen: 5 jews change the way we see the world… das klingt auch ein wenig nach der ewigwährenden Fantasie des grossen Einflusses von Juden auf die Weltgeschichte. Ich denke, dass nicht nur Freud elementar die Sicht auf Sex änderte, sondern dass das eine Entwicklung gewesen ist, an der viele beteiligt sind (vermutlich mehr Nichtjuden als Juden), dann: „money is everything“ (Marx) – lässt in meinem Kopf nicht nur die Worte „Zins, Wucher“ und Ähnliches auftauchen, sondern reduziert Marx‘ Ansatz rein auf Monetäres (und wir können davon ausgehen, dass die meisten Leser des Witzes sich nicht mit Marx und seiner Kapitalismuskritik beschäftigt haben). Haben bei der Entwicklung des westlichen Wirtschafts- und Sozialsystems nicht durchaus andere wichtige Menschen eventuell sogar weitaus mehr beigetragen als Marx?
Diese Überschrift hat also etwas sehr Reduzierendes und Simplifizierendes, in eine Richtung, die, meiner Meinung nach, Juden eben nicht gut dastehen lässt: ihre Attribute sind nach wie vor das Geld, der Sex und Unerbittlichkeit (Stichwort Gesetz). Dass die Liebe uns nicht mehr gehört, habe ich ja bereits erklärt.
Dienstag, 6. März 2007 at 15:03
Meinst Du das Marx wirklich so unbekannt ist, ich hab ihn genug in meinem Leben „durchkauen“ müssen. aber innteressant ist was alles in so wenigen Worten stehen kann und vor allem auch dahinter. schade dass das Seminar erst nächstes Semester ist sonst, hätte ich mal den Doktor überredet den witz mit reinzunehmen. Aber ich könte ja auf alle Fälle in mal zu ihm rüberschicken und ihn nach seiner Analyse fragen. Er kann leider nicht sehr viel deutsch, aber dafür englisch und Hebräisch um so besser. Gibt es eigentlich in D bei einem Judaistikstudium solchen ähnlichen Seminare?
Dienstag, 6. März 2007 at 15:08
Nein, Marx ist nicht unbekannt. Das hatte ich nicht geschrieben.
Aber er ist nicht mit der Gleichung „money is everything“ gleichzusetzen.
Und er hat die Welt nicht (alleine) verändert.
Das ist eine Allmachtsfantasie.
Dienstag, 6. März 2007 at 15:10
Es geht um Analyse jüdischen Humor.
Ich hätte den Witz als jüdische Ironie über die allgemeinen Stereotype der Juden in der Fantasie der Nichtjuden verstanden.
Diese Veräppelung der Antisemitismus habe ich schon oft im israelischen Humor (auch in der Diaspora wie „Hebrew Hammer“ oder Borat) gefunden. Zuletzt im antisemitischen Karikaturenwettbewerb in Iran, wo auch israelische Künstler antisemitische Karikaturen veröffentlichten (http://jungle-world.com/seiten/2006/08/7249.php).
Es kommt doch manchmal darauf an wer es erzählt und in welchen Zusammenhang.
Dienstag, 6. März 2007 at 15:21
„Es kommt doch manchmal darauf an wer es erzählt und in welchen Zusammenhang.“
Darin stimme ich mea achus mit Dir – und auch mit Jacobo – überein.
Den Witz, aus dem Kontext gerissen, aber als gänzlich unproblematisch zu betrachten, wie es hier ansonsten anklang, das kann ich nicht nachvollziehen. Da gibt es anscheinend doch ganz unterschiedliche Sensibilitäten.
Dienstag, 6. März 2007 at 16:02
Das stimmt, und da nicht kommentiert ; ist es schon möglich das man ihn sehr fehlinterpretieren kann. Oh ja das kann man mit vielen Sachen. Oder wie würdet Ihr den Ausspruch interpretieren: Zwei Juden-drei Meinungen. Der fällt im Moment ganz schön oft hier wo sie sich die Köpfe heissdisskutieren was nun aus der Synagoge wird. Fast alles kann so oder so gesehen werden. ûbrigens Hebrew Hammer fand ich ganz furchtbar und musste ihn nun schon 2 mal sehen.Schade das Ihr drei nicht herkommen könnt und mit am Seminar teilnehmen, wäre bestimt interessant für Euch und die anderen. So nun will Noah meine Aufmerksamkeit.
Dienstag, 6. März 2007 at 16:39
An welcher Stelle sollte man lachen 😉 ???
Das macht für mich in erster Linie ein Witz aus.
Ich finde ihn sehr „speziell“ – muss mich aber auch outen – wußte nicht das Marx und Freud Juden waren …deshalb kommen die Stereotypen bei mir auch nicht an ;-)und sind dann in meinen Augen nicht unbedingt antisemitisch.
Deshalb ist evtl. wichtig zu wissen, von wem der Witz kam und an wen er gerichtet war, um sagen zu können, wo er antisemitisch ist???
Marx ist mir als Kapitalismusgegener bekannt, daher setze ich dann die Aussage – Geld ist alles – für mich in Anführungszeichen…
Wären diese Sätze nicht als Witz eingeführt worden, hätte ich gedacht „fünf interessante Personen, die in dieser Welt etwas bewegt haben, sie sind alle Juden, aha sehr interessant. Nicht mehr und nicht weniger – vielleicht fast wie wenn man hier sagt die Schwaben haben viel erfunden 🙂 und bewegt, da bin ich dann eher ein bißchen stolz auch Schwabe zu sein …
Viele Grüße aus
dem sonnigen Schwabenländle
woelkchen
Dienstag, 6. März 2007 at 16:47
Vielleicht sollte man dann besser auch nicht von einem Witz schreiben sondern es unter Humor laufen lassen, wie es bei Judaica auch war.oder gar nichts von vornherein schreiben. Mmmmh (das übrigens war die Überschrift die ich beim ersten mal hatte, ohne irgendwelche Bewertung ob das was da stand nun gut oder schlecht sein oder beides!? Gruss an alle.
Dienstag, 6. März 2007 at 20:08
Ich gehe mal davon aus, daß der Dozent diesen Witz in seiner Materialsammlung einführt, um eine Sensibilität für den Unterschied zwischen jüdischen Witzen und Judenwitzen zu wecken oder zu vertiefen.
Der Witz funktioniert doch nur, weil er sich auf Sachverhalte bezieht, die durch antisemitische Stereotypen aufgeladen sind:
Gesetz – Liebe ist doch ein typischer Topos des christlichen Antijudaismus.
Und über Sex und Geld hat Susanna schon geschrieben.
Würden wir andere Sachverhalte nehmen, würde das nur ein Schulterzucken und kein Lachen auslösen, weil diese Sachverhalte nicht durch antisemitische Stereotypen unterfüttert sind.
Beispiel:
Viktor Frankl sagt: Sinn ist alles
Max Liebermann sagt: Farben sind alles
Daniel Libeskind sagt: Formen sind alles
Januz Korcak sagt: Das Wohl des Kindes ist alles
ja und?
Dienstag, 6. März 2007 at 22:50
…also es ist ja echt hoch interessant was ein Witz, der von einem Witz an sich weit entfernt ist, für eine Diskussion auslösen kann…da wundert einen wirklich nichts mehr und man versteht, warum die Welt im Argen liegt…wir haben ja alle kein anderen Probleme, als die Aussagen von 5 Herren zu analysieren, die selbst nicht mehr antworten können 🙂 4 davon sehen die Sache einfach total beschränkt und haben Scheuklappen auf und EINER hat es echt geschnallt. Da kann man sagen was man will, aber es ist einfach so, dass ALLES RELATIV IST :)Frage mich nur, in welche Schublade mich aufgrund dieses Kommentars steckt…;)Mann O Mann, wenn diese Herren das wüssten 🙂
Mittwoch, 7. März 2007 at 10:46
Marx kann unmoeglich auf „Geld ist alles“ reduziert werden, obwohl er weiss genug reduktionistisch genug war: „Die Geschichte ist eine Geschichte der Klassenkaempfe.“ wuerde ich als seine Quintessenz bezeichnen und darum muesste der Satz eigentlich lauten: Marz: Klassenzugehoerigkeit ist alles.
Im uebrigen war Marx kein Jude nach eigenem Verstaendnis, bereits seine Eltern hatten sich taufen lassen. Im Gegenteil hat er durchaus antisemitische Elemente in seine Philosophie eingebaut.
Auch Freud kann natuerlich nicht auf „Sex“ reduziert werden. Was ist mit seiner Entdeckung des Unterbewussten?
Der Satz der von uninformierten Christen als die eigentliche Botschaft des Christentums und Jesu aufgefasst wird „Liebe deinen Naechsten wie dich selbst“ stammt natuerlich gerade aus der juedischen Tradition. Insofern kann auch Moshe Rabbeinu nicht auf Gesetz reduziert werden.
Mittwoch, 7. März 2007 at 10:49
Und natuerlich hat Einsteins Relatvitaetstheorie aber auch gar nichts mit einer allgemeinen Entwertungen von moralischen Urteilen zu tun…
Donnerstag, 8. März 2007 at 8:49
@ Schoschana:
Was heißt denn gänzlich unproblematisch? Was ich
ja sage, ist weder noch. Vieles überaus
problematisch sein, oder eben gänzlich unproblematisch und es kommt auf den
Zusammenhang an.
Für mich ist der Kontext dieser Blog und die Leute
die darin Posten. In den Blog lese ich immer wieder
rein. Und die Mishpoke sind keine Antisemiten. Für
mich ist das eigentlich ganz einfach. Deshalb find
ich den Witz auch nicht lustiger. Aber für mich
ist der Witz nicht aus dem Kontext gerissen, weil
genau das der Kontext ist. Und wenn jemand
dazukommt und sich auf Grundlage dieses Witzes
auf schäbige und Antisemitische Weise über Juden
äußert, dann ist genau der ein Antisemit. ABer das
trifft ja nicht auf die Mishpoke zu.
In nem anderen Moment bin stehe ich mit mir
unbekannten Deutschen zusammen und der Witz
fällt und ich beginne mich zumindest sehr
unwohl zu fühlen. Vielleicht kommt dann noch
ein Kommentar „jaja diese juden haben überall ihre
Finger drin“ dann ist derjenige
der diesen Kommentar gemacht hat ein Antisemit in
meinen Augen.
So ein Kommentar kann jederzeit und
bei jedem Witz kommen oder auch allgemein
wenn nichtjuden über juden reden.
Ich find übrigens die Zitate von Juebe genauso
Lustig oder unlustig wie den Witz.
Was die „sensiblität“ betrifft finde ich einen
jüdischen Witz lustig wenn ich mich damit auf
irgendeine Weise damit identifizieren kann oder
mich darin wiederfinde.
Worüber nichtjuden im selben Moment lachen oder
auch nicht lachen hab ich keine Ahnung.
Jakobo
Donnerstag, 8. März 2007 at 9:18
PS: Was mir gerade noch einfällt.
Letztens stand in einer deutschen Zeitung
zur Klimakatastrofe:
„Sollen wir Deutsche
alleine die Welt retten?“.
Ich musste sehr lachen als ich es gelesen
habe. Worüber? Vielleicht über die Deutschen?
Oder über das Klischee der Deutschen? Oder
darüber dass die Urheber jener Schlagzeile
das Bild von den Deutschen so gerne bestätigen?
Oder darüber dass sie es tun und es nicht mal
merken? Oder weil ich es als schwarzen Humor
gesehen hab? Oder als Galgenhumor?
Andere wiederum fanden das überhaupt nicht lustig.
Und die die diese Schlagzeile geschrieben haben
haben das absolut ernst gemeint.
Jakobo
Donnerstag, 8. März 2007 at 14:40
@jakobo
Ich habe den oben bezeichneten Witz nicht als jüdischen Witz bezeichnet, sondern als Judenwitz. Obiger Witz ist – egal in welchem Kontext er erzählt wird – ein Judenwitz, einfach von seiner Struktur her.
Donnerstag, 8. März 2007 at 16:17
Ich hab doch gar nicht geschrieben,dass du
ihn so oder so bezeichnet hast.
„Würden wir andere Sachverhalte nehmen, würde das nur ein Schulterzucken und kein Lachen auslösen, weil diese Sachverhalte nicht durch antisemitische Stereotypen unterfüttert sind.
Beispiel:
Viktor Frankl sagt: Sinn ist alles
Max Liebermann sagt: Farben sind alles
Daniel Libeskind sagt: Formen sind alles
Januz Korcak sagt: Das Wohl des Kindes ist alles“
Ich hatte eben beim oberen Witz auch schon ein
Schulterzucken, das ist alles.
Jakobo