April 2007


bin ich und hatte ausser dem ruhigen Ankommen nach der furchtbaren Fahrt mit dem X2000 – Zug noch ein schönes Abendbrot und meine Lotte für wenigstens einen Abend, morgen fährt sie zurück nach Kalmar. Bei uns ist morgen ein Halbfeiertag und dann 1. Mai auch frei. Morgen ist nämlich  Valborgsmässafton. Was das ist, werde ich nochmal erklären, ausserdem hat da ein sehr lieber Freund Geburtstag und der richtige schwedische König auch. Herzlichen Glückwunsch !!! Morgen nachmittag wenn alle hier in Schweden sich auf das Feiern und Saufen (besonders bei den Studenten 😉 ) vorbereiten, werden wir uns im Kulturen mit der israelische Familie zum Kaffeepicknik treffen, kurioserweise haben sie Kinder im Alter von Noah, Yori und Hannahle. Na mal sehen was das mit der Sprache wird, sie sprechen nur hebräisch, unsere nur deutsch und schwedisch.  Euch und uns einen schönen sonnigen Montag, morgen ist ja hier Blogschweigetag!

 Zu Valborg feiern gehört ein Feuer!

Und wir sind hier morgen:

Animusic – 06 – Acoustic Curves

Faszinierte Jungs bei diesem Stück…

Die kleinen Geister und ich, wir haben uns eben Spaghetti mit Tomatensauce ‚reingezogen, draussen, neben der Koja, mit Rücksicht auf die verwendeten Tücher und ähnlichem nicht in der Koja. Aber Lotte pennt immernoch! Wie macht sie das bloss? Nun scheint ihr schon die Mittagssonne auf den Keks, aber sie schläft und schläft und schläft und…

Ich merke gerade: Die Mutter und Regierung und Königin, alle drei sind nicht zu hause. Nur deshalb kann ich heute im Blog präsent sein… Skojar bara! (War ja bloss ’nen Witz!)

Jetzt bauen die Kerlis mitsamt dem Prinzesschen ’ne Bude – auf Schwedisch: koja, spannenderweise wortverwandt mit Koje – mitten auf’m Hof, mit Mutterns Trockengestellen, dem Gartentisch, einem Besen als Fahnenmast mit einer bunten Fahne dran und Tausend Decken. Welchen Zweck die Giesskanne dabei erfüllt, ist mir allerdings noch nicht aufgegangen. Ich hoffe nur, sie ist leer…

Das ist wirklich sehenswert. Ich habe bloss keinen Fotoapparat zur Hand, um das Gewusel sichtbar zu machen.

Unsere Kleinen und Grossen werden flügge. Das zeigt sich daran, dass sie nun auch im Internet aktiv sein wollen und auch dürfen, naja, die Grosse sowieso, aber auch die Kleinen ab und an, unter dezenter Aufsicht. (Wir können unseren Compu schliesslich auch selbst kaputt machen. Dazu brauchen wir die Jungs nicht.) Bei diesen Ausflügen werden wie durchaus fündig.

So fand Lotte gestern abend dies

Animusic – 05 – Pipe Dream

Und anderes mehr.

Und die Jungs fanden heute morgen das:

dwk-il.jpg

Wenn das mal nicht verrückt ist! Oder: Wenn die mal nicht verrückt sind, die Kerle…

Nun sind sie draussen, lassen sich von der Sonne verwöhnen, obwohl es doch noch empfindlich kalt ist, aber sonnig wie nix(!). Lotte pennt noch, naja, wie könnt‘ es anders sein, wenn man gerade 18 ist und ohne Sorgen. Und ich mache mich an die Beseitigung des Frühstückschaosses – sacht man dat so?, fragt verwundert der Deutschlehrer in mir…

Ojdå, jetzt sind sie drüben auf dem Balkon gegenüber! Dat sind hier so ’ne Prager Balkons, von denen aus man in die Wohnungen geht. Da sind sie jetzt, im Haus gegenüber und lassen ihren Fallschirmspringer springen. Oder fallen? Oder schirmen?

Ich liebe Iris Berben. Das muss ich zugeben. Eine brillante Charakterschauspielerin – und wie ich gestern lernte auch eine brillante Komödiantin, aber daswar wohl vor der Zeit, als ich Zugang zu West-TV hatte…

Aber jetzt hat ihr Sohn Oliver sie in etwas verwickelt, was einfach nur haarsträubend ist.

„Der Tag wird kommen“ war der Renner beim ZDF in der letzten Woche, ein Dreiteiler, bei dem Iris Berben wieder die Rosa Roth spielte, allerdings mit einem Fall befasst, der zum einen fast ihr selbst, zum anderen aber auch der westlichen Zivilisation um ein Haar das Genick brechen sollte.

Das Ende vom Lied in dieser mit grossem Aufwand und einer Starbesetzung (Mario Adorf, Jasmin Tabatabai, Carmen-Maja Antoni, Zacharias Preen, Gunter Schoss, Anneke Kim Sarnau u.a.) hergestellten Jumboproduktion: Jede Menge Tote in Berlin, darunter neben einer Reihe von filmischen Schweinehunden auch Rosa Roths einziger Vertrauter (Roeder alias Zacharias Preen), der ihr noch geblieben war, nachdem alle in ihrem Umfeld an ihr gezweifelt hatten, wozu sie auch ein gerüttelt Mass beigetragen hat.

Und am Schluss war natürlich die Tussi vom BND (dargestellt von Anneke Kim Sarnau), von der wir alle glaubten, sie würde für Recht und Ordnung sorgen, die wahre Übeltäterin, die im Namen des Islam eine Pressekonferenz am Rande einer OPEC-Konferenz in Berlin dazu nutzen sollte, die ganze Welt mit einer neuartigen Waffe zu bedrohen, deren Besitz entscheidend für den Fortgamg der Weltgeschichte sein sollte.

Ein haarsträubendes Bedrohungsszenario, das man sich da ausgedacht hat. Vielleicht ist das ja von der Realität nicht soweit entfernt, weiss ich nicht. Aber muss man dafür der gesamten islamischen Welt einen Tritt in den Hintern verpassen, wie das im Film geschehen ist, als die BND-Tussi-Attentäterin, die natürlich eine Konvertitin zum Islam darstellen sollte, nach einem kurzen Gebet irgendeinen Scheich anklagte, sein Volk und die islamische Sache verraten zu haben und ihn dafür vor der gesamten Weltöffentlichkeit mit dieser neuen, von dem gewissenlosen Geschäftsmann van Kleve (gespielt von Mario Adorf), entwickelten und vertriebenen Keramikpistole erschiessen und damit ein Exempel statuieren wollte.

Mir scheint, der Film stösst hier an die Grenzen dessen, was künstlerische Freiheit und filmische Fiktion dürfen.

Insgesamt ein Film voller Action nach amerikanischem Vorbild, könnte man fast meinen, einer Geschichte, die nichts an Spannung zu wünschen übrig lässt, aber eine Botschaft verschickt, die eindeutig über das Ziel hinaus schiesst, meine ich.

Sehenswert oder nicht? Ich bin mir nicht sicher.

Hihi ich habe den Waldorfcompu wieder geentert und so kann ich direkt auch ein bisschen hier oben auf dem Anthroposophenhügel meinem unwaldorfmässigen Laster frönen… Blog lesen und schreiben. Eigentlich sollte ich jetzt was anderes tun, vielleicht mal Steiner lesen oder lieber Pentatonische Flöte üben, aber keine Lust. Ich war heute schon überfaul… hab weder an der Handwerksstunde noch an Eurythmie teilgenohmen. Aber immerhin an allem anderen. Es ist ja vieles sehr interessant, aber manches auch sehr engstirnig und ich hab keine Lust mich ständig in die Nessel zu setzen. Mach ich sowieso schon immer. Auf alle Fälle kann ich einige Tanzspiele mehr und stimme ja auch Steiner in einigen Sachen durchaus zu. Nein, er ist für mich kein Guru und auch kein Rassist. (Dann wäre der hier heissgeliebte Carl von Linné auch einer, hat schliesslich die Rassenlehre, naja! – Dein König, sozusagen angefangen – ganz Schweden feiert ihn übrigens dieses Jahr – Linnéjahr). Er ist ein „Kind“ seiner Zeit und hat viele gute Gedanken und vieles Unverständliche zu Papier gebracht bzw. bringen lassen.

So nun werde ich mich mal wieder rüber begeben ins Sophiaseminar (Kindergärtnerausbildung) und das Kristofferseminarium (Lehrerausbildung) dem Wochenende überlassen. Morgen abend bin ich wieder daheim und darüber auch ganz froh. Das Gute an der Ausbildung ist aber auf alle Fälle, dass sie international bei Waldorfs anerkannt ist und so könnte ich denn, wenn ich genug englisch oder hebräisch sprechen könnte und die jemanden brauchen, auch in Schottland oder Israel arbeiten. Ist doch fein, oder? Ein schönes Restwochenende noch und eine gute Woche.

In „Nathan der Weise“ lässt der Sultan Saladin den Juden Nathan zu sich rufen und legt ihm die Frage vor, welche der drei monotheistischen Religionen er für die Wahre halte. Er antwortete mit einem Gleichnis:

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

Die Ringparabel

 

Vor grauen Jahren lebt‘ ein Mann in Osten,Der einen Ring von unschätzbarem WertAus lieber Hand besaß. Der Stein war einOpal, der hundert schöne Farben spielte,Und hatte die geheime Kraft, vor GottUnd Menschen angenehm zu machen, werIn dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,Dass ihn der Mann in Osten darum nieVom Finger ließ; und die Verfügung traf,Auf ewig ihn bei seinem Hause zu erhal­ten?Nämlich so. Er ließ den RingVon seinen Söhnen dem geliebtesten; Und setzte fest, dass dieser wiederumDen Ring von seinen Söhnen dem verma­che,Der ihm der liebste sei; und stets der lieb­ste,Ohn‘ Ansehn der Geburt, in Kraft alleinDes Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde.So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,Die alle drei er folglich gleich zu lieben Sich nicht entbrechen konnte.- Was zu tun?Er sendet in geheim zu einem Künstler,Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,Zwei andere bestellt, und weder KostenNoch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich,Vollkommen gleich zu machen. Das gelingt. Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,kann selbst der Vater seinen MusterringNicht unterscheiden. Froh und freudig ruftEr seine Söhne, jeden insbesondere;Gibt jedem insbesondere seinen Segen, –Und seinen Ring, – und stirbt.Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jederMit seinem Ring, und jeder will der FürstDes Hauses sein. Man untersucht, man zankt,Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nichtErweislich; – Wie gesagt: die SöhneVerklagten sich; und jeder schwur dem Richter,Unmittelbar aus seines Vaters HandDen Ring zu haben. – Wie auch wahr! –Der Richter sprach: Ich höre ja, der rechte RingBesitzt die Wunderkraft beliebt zu machen;Vor Gott und Menschen angenehm. Das mussEntscheiden! Denn die falschen Ringe werdenDoch das nicht könnenUnd also, fuhr der Richter fort: Wohlan!Es eifre jeder seiner unbestochnenVon Vorurteilen freien Liebe nach!Es strebe von euch jeder um die Wette,Die Kraft des Steins in seinem Ring an TagZu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,Mit innigster Ergebenheit in GottZu Hilf!

Vielleicht sollte ich das als Thema für mein Essay wählen und Moses Mendelssohn zur Hilfe rufen?Morgen ganz in der Frühe gehts aber erstmal auf nach Stockholm, so wer weiss ob es dort Internet zu greifen gibt, und der arme König hat genug zu tun….. Gut Shabbes uns allen und ein gutes Wochenende.

Im Loslassen liegen die Flügel der Freiheit.

Brasilianisches Sprichwort

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